Zu Beginn der
60er Jahre war eine große Aktivität
unter den Narren zu spüren. Neue Figuren entstanden überall. Neue Vereinigungen
entstanden.
Auch in unserem
Narrenverein in Eigeltingen war dies festzustellen. Wir hatten zwar eine Gruppe,
den Landsturm, aber es gab keine Zunft. Der Verein war nur sehr lose
organisiert. Das galt auch für den Landsturm. Fasnet wurde gemacht von dem, der
Lust dazu hatte. Natürlich waren einige altgediente Narren da, die sozusagen das
Gerüst bildeten, die wie wir im Hegau sagen: »Vorus tapten«. Jeder der sich
anschloss war willkommen, denn er bereicherte die dörfliche Fasnet.
Die Regeln
bestanden in den seit langem feststehenden Programmpunkten der einzelnen
Fasnettagen von damals.
Schmutziger
Donnerstag: Schülerbefreiung, Narrenbaum setzen
Fasnet Samstag: Maskenprämierung
Fasnet Montag: Besuch der Musik in Langenstein
Fasnet Dienstag: Kinderfasnet, Hexen verbrennen, Fasnetbeerdigung im Lamm
Nichts war
organisiert und alles klappte, weil jeder wußte wie unsere Fasnet auszusehen
hatte. Aber unter den Aktiven, die die Fasnet in der Zeit personell trugen,
wurde die Frage einer Zunftgründung diskutiert.
So kam dann der
Vorschlag, einen Wettbewerb zu veranstalten für Vorschläge und Ideen einer
Gruppe, die die gewünschte Zunft einmal tragen sollte. In vielen Gesprächen der
Aktiven wurde nach Möglichkeiten gesucht. Im Rahmen der Maskenprämierung im
Adlersaal im Jahre 1963 kamen dann
folgende Vorschläge: 1. Tannengiggeler von Hans Zeeb 2. Krebsbachputzer von
Urban Laule 3. Landsturmmann von Karl Bihler 4. Musikeruniform von Lotte
Martin
Die
Krebsbachputzer gingen als Sieger aus dem Wettbewerb hervor. Die Idee der
Krebsbachputzer entwickelte sich wie im Folgenden beschrieben:
Jahre vor dem
Wettbewerb hatte es bei einer der ersten Fasneten nach dem Krieg schon mal im
Rahmen eines Umzuges eine Krebsbachputzer-Gruppe gegeben. Sie wurde damals von
Pfarrer Schlachter initiiert. Diese Ur-Krebsbachputzer kamen in eigentlich eher
normaler Kleidung mit Gummistiefeln und den damals noch bei den Landwirten
üblichen Zipfelmützen und rot-weißen Halstüchern und den üblichen, roten, grünen
oder blauen Arabias Taschentüchern, die aus den Taschen hingen, daher. In der
Hand hatten sie eine Angel aus einer Haselnußrute mit einem Hacken an einer
Schnur. Damit versuchten die Männer den am Straßenrand zuschauenden Frauen die
Röcke zu heben.
Dass diese
Kostümierung nicht als Zunftkostüm zu verwenden war, war klar. Aber der Name
Krebsbachputzer war gut.
So machte ich
mir Gedanken wie ein Kostüm für diese Krebsbachputzer aussehen könnte. Als
Ergebnis kam heraus:
Blaue
Bauernbluse mit Eigeltinger Wappen, vorn und auf dem Rücken ein weißer Krebs,
rotes Halstuch, schwarze, etwas über Knie lange Cordhose, blau-rote
Ringelkniestrümpfe und Holzschuhe mit weit hochgebogenen Spitzen. Schwarze
Zipfelmütze mit langem Zipfel und rotem Zottel. Dazu eine Holzmaske für die ich
eine Zeichnung nach einem Holzschnitt von Lucas Carnach anfertigte. Es handelte
sich um ein stark ausgeprägtes Bauerngesicht. Da in Eigeltingen Florian Schloßer
als Maskenschnitzer arbeitete, ging ich zu ihm und ließ nach dieser oben
genannten Vorlage eine Maske schnitzen. Im Gespräch mit Schloßer stellte sich
heraus, dass Karl Müller ebenfalls nach einer Möglichkeit suchte, sich am
Wettbewerb zu beteiligen. Als ihn daraufhin ansprach, war er sofort bereit, sich
an den »Krebsbachputzern« zu beteiligen. Innerhalb einer Woche standen dann die
Kostüme und Masken bereit. Zum Kostüm gehört auch die Schippe aus Holz mit einem
Haselnußstiel.
Nachdem die
Prämierung die Krebsbachputzer als Zunftkostüm bestimmt hatte, wurden von den
Aktiven und Elferrat unter dem Vorsitzenden Karl Martin (Steuerrat),
Schulstraße, die Umwandlung des Narrenvereins in die Narrenzunft Krebsbachputzer
vorgenommen. Das geschah im Jahre 1964.
Schon im ersten Jahr nach der Prämierung war eine Gruppe entstanden, die sich
von Jahr zu Jahr vergrößerte.
Die Konzeption
war, daß sich bei den Krebsbachputzern Familien und auch Frauen mit ihren
Kindern, deren Männer im Landsturm waren, beteiligen sollten. Der Landsturm war
als zweite gleichberechtigte Gruppe der Eigeltinger Fasnet akzeptiert, er hatte
ja schon lange vor der Zunftgründung bestanden, wenn auch in der zu Anfang
beschriebenen losen Form in der vorher Fasnet gemacht wurde.
Urban Laule